SK Lehrte  


FBL: Das Wochenende der Nordduelle


  Tobias Brockmeyer   Sun, 19 Nov 2017 18:55:39

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Bei unserem letzten Frauenbundesligaheimspiel dieser Saison mussten an diesem Wochenende möglichst viele Punkte gegen Doppelbauer Kiel und gegen den Hamburger SK erzielt werden. Anwesend war neben den Spielerinnen auch ein großes Orgateam, das sich unter anderem um das Bereitstellen von Verpflegung und um die Partieeingabe kümmerte. Neben unseren Gegnerinnen war auch unsere Begleitmannschaft aus Erfurt vor Ort – schließlich finden ja immer zwei Spiele parallel statt.

Nachdem es am Samstag um 14 Uhr losging, waren überraschend schnell auch schon zwei Partien fertig, die beide nicht einmal 20 Züge lang waren. Ursula Hielscher, die Gegnerin von Jasmin Laake, meinte, einen Bauerngewinn gefunden zu haben, musste nach einem Zwischenschach aber feststellen, dass dies sie stattdessen eine Figur kostete. Ein erfolgreicheres Comeback hätte sich Jasmin, die seit Längerem ausgesetzt hat, kaum wünschen können. Den zweiten Punkt nahm Magdalena Karasinska mit, nachdem ihre Gegnerin die Deckung eines scheinbar nochmal überdeckten Springers aufhob, der daraufhin einfach geschlagen werden konnte.

Auch in den nächsten Partien konnten die Gegnerinnen keine Punkte erzielen: Jan Böhm fand in einer Sizilianisch-Stellung einen taktischen Einschlag, indem sie mit ihrer Dame einen Bauern schlug, der zwar gedeckt war, jedoch von einer Figur, die an anderer Stelle benötigt wurde, um ein Grundreihenmatt zu verhindern. Die Folgen waren weit schlimmer als ein Bauernverlust. Vielmehr wurden die schwarzen Figuren derart überlastet, dass noch mindestens eine weitere Leichtfigur verloren ging.

Als Viertes wurde Luise Diederichs fertig – und die Kieler konnten ihr erstes Remis des Tages mitnehmen. Die slawische Verteidigung, die Luise spielte, vereinfachte sich nämlich nach rund 30 Zügen zu einem Turmendspiel, das keine Ausnahme zu der Regel, dass Turmendspiele fast immer Remis sind, darstellte.

Inzwischen war die Zeitnotphase erreicht und Lara Schulze kämpfte in einem Endspiel mit gefühlt zwei Mehrbauern, während Fiona Sieber in einer ausgeglichenen taktischen Stellung eine Zeitnotschlacht gegen Marta Michna führte. Lara kämpfte mit verbundenen Freibauern im Damenflügel gegen einen Doppelfreibauern ihrer Gegnerin, den sie allerdings zuverlässig mit einem Springer blockiert hatte. Um das Endspiel zu gewinnen, musste sie einen der Freibauern opfern, um mit dem Vorrücken des anderen die Partie zu entscheiden. Fiona musste sich mit einem Turm und Bauern gegen zwei Leichtfiguren behaupten. Auf dem Brett waren aber unter anderem auch noch Damen, was sich als nachteilig erwies, als Fionas unsichere Königsstellung der Gegnerin die Möglichkeit gab, eine Qualität zu gewinnen. Und zwar mit einer Kombination aus Abzugsschach, Hinlenkung und Doppelangriff.

Die zweite Runde des Wochenendes startete früh um 9 Uhr gegen den Hamburger SK. Nach dem Sieg gegen Kiel wurde etwas an der Aufstellung gebastelt und Luise und Jana durch Claudia Markgraf und Marine Zschischang ersetzt. Diesmal dauerten die Partien länger, die Gegnerinnen waren aber auch stärker. Als erstes wurde wieder Jasmin fertig und wieder kam die Partie nicht wirklich über die Eröffnung hinaus, denn nach einem Verlust von zwei Bauern war die Partie schon nicht mehr haltbar. Es ging zwar noch weiter, doch im Endspiel konnte der schwarze Freibauer einfach nach vorne preschen und die weiße Stellung zum Kollabieren bringen.

Auch die zweite fertige Partie war eine Verlustpartie, denn Laras Gegnerin Judith Fuchs gewann im Londoner System zwei Bauern – und schließlich die Partie.

Unser erstes Remis kam heute von Fiona, die gegen WGM Sarah Hoolt ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern aufs Brett bekam, in dem keine der Seiten Gewinnchancen hatte.

Claudia gewann eine Partie, die wohl sehr komplex war und aus dem Wolga-Gambit resultierte. Für eine detailliertere Partiezusammenfassung war mir die Stellung zu unübersichtlich.

Bei einem Stand von 1½:2½ spielten noch Marine und Magdalena. Marine spielte mit einem Mehrbauern auf Gewinn und Magdalena kämpfte mit einem Läufer weniger im Endspiel ums Überleben. Beide Partien gingen nicht wirklich wie erwartet aus, nachdem die aktive Stellung von Marine sich immer weiter zu einer Remisstellung entwickelte und Magdalena genug Bauern tauschen konnte, um sich mit dem König gegen den am Ende einzigen verbleibenden Bauern stemmen zu können. In beiden Partien hielt die schwächere Seite am Ende Remis, auch wenn wir bis zum Schluss auf einen Sieg von Marine gehofft haben. Mannschaftsführer Jan nennt das resultierende 2½:3½ gegen die nominell auch deutlich stärkeren Hamburgerinnen trotzdem ein „Traumergebnis“.

Gegen die Nordteams der Liga konnten im Falle von Kiel also wichtige Mannschaftspunkte und im Falle von Hamburg wichtige Brettpunkte erkämpft werden. Vor allem die Punkte gegen Kiel zählen doppelt, da am Ende trotz unseres momentanen dritten Platzes zu erwarten ist, dass sowohl Kiel als auch wir im unteren Tabellenbereich landen werden. An den nächsten Spieltagen werden jedenfalls erstmal viel stärkere Gegnerinnen folgen. Am 16. und 17. Dezember heißen unsere Gegner Schwäbisch Hall und Deizisau.


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